Jeder der drei Konzertabende bildete einen eigenen Höhepunkt
Welches der drei Konzerte war der Höhepunkt der diesjährigen Musiktage Ebern? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn jeder der drei Konzertabende bildete einen Höhepunkt für sich. Einen Höhepunkt an musikalischer Ausgewogenheit und technischer Brillanz. „Wir waren von allen drei Abenden tief beeindruckt“, bringt es die Aussage eines Besuchers der Musiktage in der Stadtpfarrkirche St. Laurentius auf den Punkt.
Rückert Ensemble bildet musikalische Einheit voller Spielfreude
Mit einem Programm, das Beethoven in seiner musikalischen Vielfalt präsentierte, verneigte sich das Rückert Ensemble vor dem Komponisten. Im vergangenen Jahr hätte dieser seinen 250. Geburtstag gefeiert, doch dieser Geburtstag ging bedingt durch die Corona-Pandemie ein wenig unter. Das Programm des ersten Konzertabends war somit ein „nachträgliches Geburtstagsgeschenk“ an Beethoven, erklärte Peter Rosenberg, der künstlerische Leiter der Musiktage Ebern. Zugleich bot das Streichquintett in C-Dur, opus 29, den jungen Musikerinnen und Musikern eine ideale Gelegenheit, dem Publikum die eigene technische Brillanz, die musikalische Geschlossenheit und Freude an der gemeinsamen musikalischen Arbeit zu zeigen. Überhaupt war dies ein Charakteristikum des diesjährigen Rückert Ensembles, das in dieser Zusammensetzung zum ersten Mal gemeinsam aufgetreten ist. Das Ensemble mit Johannes Rosenberg (Violine), Elena Kyoko Cotrone (Violine), Johannes Brzoska (Violine), Hayaka Komatsu (Viola), Julia Palęcka (Viola), Alexander Wollheim (Violoncello), Joe Pritchard (Violoncello) und Peter Rosenberg (Violine) präsentierte sich durchweg als musikalische Einheit, die das Publikum von Anbeginn in seinen Bann zog. Wenn auch eine Musikerin oder ein Musiker in den Stücken von Ludwig van Beethoven und Dimitri Schostakowitsch am ersten Abend, von Felix Mendelssohn Bartholdy im zweiten Konzert oder von Anton Bruckner, Gustav Mahler und George Enescu am dritten Konzertabend die führende Stimme übernahm, blieb er oder sie stets primus inter pares beziehungsweise prima inter pares.
Dominik Wörner interpretiert „Kindertotenlieder“ von Rückert
Fester Bestandteil der Musiktage Ebern ist eine Vertonung der Gedichte von Friedrich Rückert. In diesem Jahr waren es erneut die „Kindertotenlieder“ in der Vertonung von Gustav Mahler. In diesen Gedichten drückte Rückert seine Trauer über den Tod seiner Kinder Luise und Ernst aus. Insgesamt 428 Gedichte schrieb er, aus denen Mahler fünf auswählte und sie für Sänger und Klavier vertonte. Eine spätere Version entstand für Bassbariton und Orchester.
Für die Musiktage Ebern setzte Peter Rosenberg die Lieder von Mahler für Streichquartett und Bariton um. Eine Fassung, die in der Interpretation des Rückert Ensembles mit dem Bassbariton Dominik Wörner lange in Erinnerung bleiben wird. Der studierte Kirchenmusiker und Musikwissenschaftler sang die Lieder mit einer Intensität, der sich niemand im Publikum zu entziehen vermochte. Frei von jeglichem Pathos übertrug er mit seiner warmen Stimme die unendliche Trauer, den immensen Verlust und die Wut Rückerts über den Tod seiner Kinder. Die Intensität, mit der Wörner sang, ließen diese Emotionen spürbar werden, verstärkt durch die musikalische Begleitung des Rückert Ensembles.
Einen glanzvollen Abschluss dieses Abends setzte das Streichoktett des rumänischen Komponisten George Enescu, in dem das gesamte Rückert Ensemble nochmals brillierte.
Der langanhaltende Applaus des Publikums an jedem der drei Konzertabende bestätigte Peter Rosenberg in der Auswahl des Programms für die Musiktage Ebern. Diese Konzertreihe ist zudem ein Beleg dafür, dass hochklassige Kammermusik nicht ausschließlich in den Konzertsälen der Metropolen zu hören ist.